"Wir ziehen uns hier die künftigen Herzproblem-Kandidaten heran", warnte der Wiener Ärztekammerpräsident Walter Dorner heute, Mittwoch, im Zuge einer Pressekonferenz. Gemeinsam mit Sport-Staatssekretär Karl Schweitzer und dem Wiener Sportmediziner Norbert Bachl appellierte Dorner an die österreichische Bevölkerung, vermehrt Sport als Präventivmaßnahme für chronische Wohlstandskrankheiten zu betreiben.
Dass Bewegung der Vorbeugung von Krankheiten diene, sei wissenschaftlich längst erwiesen. Erst kürzlich habe eine französische Studie ergeben, dass Frauen, die fünf Stunden wöchentlich anstrengende Bewegungen unternahmen, ihr Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, um 38 Prozent verringern konnten. Personen, die ihr Leben lang Sport betreiben, hätten eine um 60 Prozent verringerte Wahrscheinlichkeit, an Herzproblemen zu erkranken. Dorner versicherte, in Zukunft alle Ärztinnen und Ärzte "verstärkt an das Thema Sport als präventive Maßnahme zu erinnern".
Auch plädierte der Ärztekammerpräsident an die Schulbehörden, wieder mehr Sport in den Unterricht zu integrieren. Die Kürzung der Turnstunden, die für viele Kinder die einzige Bewegungsmöglichkeit bieten, sei jedenfalls kontraproduktiv gewesen. Dorner: "Hier kann ich mir eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Schulärzten und Sportvereinen vorstellen, um dem Manko des immer geringeren Sportangebots im Rahmen des Schulunterrichts effektiv entgegenzuwirken."
Bis zu 50 Prozent weniger Krankenstände
Wir könnten 3,6 Milliarden Euro sparen, würden wir Sport als präventive Maßnahme flächendeckend umsetzen", ergänzte dazu Sport-Staatssekretär Karl Schweitzer. Mittels betrieblicher Gesundheitsvorsorge könnten weiters bis zu 50 Prozent der Krankenstände reduziert werden. In diesem Zusammenhang seien Projekte wie "Fit für Österreich" von besonderer Wichtigkeit. Die Projektreihe beinhalte Bewegungsangebote mit verschiedenen Schwerpunkten wie Ausdauer, Kraft, Koordination und sei ganzheitlich für alle Altersgruppen ausgerichtet, betonte Schweitzer.
Derzeit können insgesamt 1227 Bewegungsangebote online unter www.fitfueroesterreich.at - sogar nach Postleitzahl - abgerufen werden, "und täglich werden es mehr", so der Staatssekretär.
Appell für das "Grüne Rezept"
"Menschen, die ihren Lebensstil gravierend ändern, sollten dafür honoriert werden", forderte zudem der Wiener Sportmediziner Norbert Bachl, der auch gleich mit einer innovativen Idee aufwartete: "Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, dass es bei Änderung des Lebensstils gewisse Bonusleistungen wie etwa Gratisimpfungen geben könnte."
Bachl spricht hier im Besonderen die Ärzteschaft an, die in Zukunft verstärkt als Gesundheitsdienstleister agieren müsse. ""Fit für Österreich" ist ein idealer Ansatzpunkt, um das Bewegungs- und Sportbewusstsein in der Bevölkerung zu heben", so Bachl. Sein Appell an die ärztliche Kollegenschaft: "Verschreiben Sie, wann immer eine Indikation vorliegt - und die ist bei fast allen Menschen nicht nur gegeben, sondern aus präventiven Gründen absolut notwendig -, das "Grüne Rezept", also Sport und Bewegung im Alltag und in der Freizeit."
Die dafür notwendigen Umfeldbedingungen seien durch das Staatssekretariat für Sport geschaffen worden und würden von der Ärztekammer sowie dem Zentrum für Sportwissenschaft und Universitätssport der Universität Wien, dem Österreichischen Institut für Sportmedizin und der Österreichischen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention unterstützt.